Am frühen Morgen des 22. Mai starb Mons. Th. Dr. Josef Koukl, eremetierter Bischof von Leitmeritz, in seiner Wohnung in der Bischöflichen Residenz in Leitmeritz. In tiefer Betroffenheit haben wir diese Nachricht von unserem Sprecher Bernd Posselt auf dem Sudetendeutschen Tag in Augsburg vernommen. Wir hatten zu diesem Bischof seit der „samtenen Revolution“ in Tschechien, dank der Initiativen unseres Ehrenobmannes Ernst Wollrab eine besonders herzliche Beziehung aufgebaut. Bischof Dr. Koukl scheute keine Mühen seine ehemaligen „Schäfchen“ der Sudetendeutschen, wo immer sie das Mariaschneefest feierten, aufzusuchen. Er steuerte in fortgeschrittenem Alter zweimal persönlich seinen Skoda nach Ochsenfurt, um hier mit uns das Pontifikalamt zu Mariaschnee zu feiern. Er hatte auch keine Berührungsängste mit Protestanten. So war er stets erfreut, wenn meine Frau Reinhild, Christin – aber Protestantin, wovon er Kenntnis hatte, ihn für die Messfeier beim Einkleiden in der Sakristei half und auch mit Ernst Bienert die Lesung hielt. Er war auch stets mit Pater Gaipl Zelebrant in der ehrwürdigen Kirche zu Brüx und segnete auch die meisterhaft gestaltete Kopie der Saraser Madonna, welche uns vom Primator der Stadt Most geschenkt wurde.
Bischof Koukl beeindruckte nicht nur uns durch sein bescheidenes, aber herzliches und pastoral überzeugendes Auftreten. Sein Bischofsstab war nicht aus Silber und Gold sondern aus schlichtem Holz gefertigt. Er wurde am 8. November 1926 in Brünn geboren. Sein Vater war Gymnasianslehrer. Hier lernte er sicher auch die gute Zeit des Zusammenlebens zwischen Deutschen, Tschechen und Juden kennen. Seit 1945 studierte er an der Theologischen Fakultät in Prag mit Abschluß am 31. Mai 1950. Er geriet in dieser Zeit direkt in die brutale Unterdrückung durch die Kommunisten. Nächste Stationen waren Kaplan in Falkenau, Hilfs-Priester im Veitsdom Prag, 1958 – 1970 Administrator in der Pfarrei Kladrau. 1970 kam er nach Leitmeritz, zunächst als Spiritual des dortigen Priesterseminars, nach der Promotion lehrte er Moraltheologie an der Theologischen Fakultät in Leitmeritz, wurde Kanoniker des Kapitels bei der Allerheiligenkirche in der Prager Burg. Am 27. August 1989 wurde er zum Bischof in der Kathedrale des heiligen Stephanus in Leitmeritz zum Bischof geweiht. Das Amt des Diözesanbischofs bekleidete er bis zum 24. Dezember 2003 und bis zum 28. Februar 2004 war er Administrator der Diözese von Leitmeritz. Als emeritierter Bischof bekleidete er bis zu seinem Tod das Amt des Bischofsvikars für die Weltkirche. Hinter diesen nüchternen Daten verbirgt sich ein zum Teil dramatisches, aber immer segensreiches Leben. Nach der Machtübernahme der Kommunisten 1948 hatte auch die katholische Kirche mit großen und brutalen Unterdrückungen zu tun, außerdem war der größte Teil der Diözese Leitmeritz durch die Vertreibung der Sudetendeutschen ohne Rückhalt einer gläubigen christlichen Bevölkerung. Bischof Dr. Koukl hat deshalb sofort nach seiner Ernennung den Kontakt zu den Sudetendeutschen gesucht und gepflegt. Er besuchte die Orte vom Eger- und Elbetal bis zum Erzgebirge. Er war auch in vielen Teilen Deutschlands – für uns zweimal in Ochsenfurt - unterwegs, um die historischen Bindungen aufrecht zu erhalten. Dr. Josef Koukl war ein hervorragender Musiker und Orgelspieler. Als ich im vergangenen Jahr eine Reisegruppe der Volkshochschule nach Brüx, Teplitz und Leitmeritz führte, spielte er nach einer Führung durch Dom und Bischöfliches Palais spontan eine Fuge von Bach auf der Domorgel von Leitmeritz. Als er bei einem Treffen der Ackermann-Gemeinde in Eichstätt, wo er als Zelebrant gesetzt war, erfuhr, dass ein Organist fehle, erklärte er sich sofort bereit, dies zu übernehmen, aber als Zelebrant war er dann doch unverzichtbar. Wir haben diesen Bischof, Gott sei Dank, bei vielen unserer Feste erleben dürfen. Er hat sich nie als Exzellenz, wie üblich, sondern nur als Vater Bischof anreden lassen. Er war wahrlich ein vorbildlicher Hirte! Er hat Geschichte gestaltet im Einsatz für seine Herde aus den Völkern der Tschechen und Deutschen. Er war auch 2003 ein würdiger Preisträger des Karlspreises der Sudetendeutschen Landsmannschaft. Für die Heimatgemeinden des Bezirkes Brüx e. V. erhielt ich eine Einladung zur Beisetzung am 29. Mai. Ich habe die Heimatgemeinden mit dem Ausdruck von Trauer aber auch Dankbarkeit vertreten. Sowohl das Requiem als auch die Beisetzung auf dem Friedhof waren eine Demonstration des Respekts und der Liebe für diesen einmaligen und großartigen Menschen. Peter Wesselowsky |
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