Kapellenfenster in der Dekanalkirche Maria Himmelfahrt in Brüx

von Doris Seebacher (auch alle Fotos)

Seit einigen Jahren werden auf der Empore der Dekanalkirche die einstigen Fenster der Kapellen ausgestellt, die im Zuge der Renovierungen Ende des 19. Jahrhunderts eingebaut wurden. Schon in der November/Dezember Ausgabe 2013 und 2014 der BHZ wurden Fotos von Peter Wesselowsky veröffentlicht. Das eine zeigt eine Madonna mit Kind, gestiftet von Franz Xaver und Emilie Griesbach; das andere, ebenfalls eine Madonna mit Kind, gestiftet von Karl Edler von Pohnert, der von 1877 bis 1909 Bürgermeister von Brüx war.
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Mir begegneten die Fenster das erste Mal 2015 im Rahmen des Maria-Schnee-Treffens in Deutsch-Einsiedel. In der Osterausgabe 2016 veröffentlichte ich Fotos des Stifterfensters des Ehepaares Krühner. 2017 nahmen mein Mann und ich wieder am Heimattreffen in Deutsch Einsiedel teil. Bei einem Besuch der Kirche in Brüx entdeckten wir zu meiner Freude auf der Empore weitere ausgestellte Scheiben, einige jetzt auch mit kunsthistorischen Hinweisen.

Auf ihnen finden sich Darstellungen der Gottesmutter Maria, vieler Heiligen, der Stifter, aber auch stilisierte Blumen- und Blattornamente. Zwei der Firmen, die Entwurf, Herstellung und Einbau übernommen haben, sind auf den Fenstern namentlich genannt.. Es handelt sich dabei um damals weithin bekannte Firmen, die zu ihrer Zeit Aufträge  in vielen Ländern hatten: die Firma Geyling´s Erben in Wien und die königlich bayrische Hofglasmalerei Franz Xaver Zettler in München.

Fenster mit Blumen und Blattelementen

Der akademische Landschaftsmaler Carl Geyling (1814 – 1880) gründete sein Atelier für Glasmalerei1841. Es bestand unter verschiedenen Nachfolgern als Geyling´s Erben bis 2016. Zuletzt war es im Eigentum von Stift Schlierbach in Oberösterreich. Ich war neugierig, ob im Archiv der Firma noch Hinweise auf die Brüxer Glasfenster vorhanden wären, denn es gibt über die spätgotische Kirche viele Untersuchungen und Beschreibungen, aber über die Restaurierungen des 19. und 20. Jahrhunderts habe ich nichts gefunden. Also wandte ich mich im Mai 2016 an die Firma und bat um Auskunft, ob noch Unterlagen vorhanden seien.

Umgehend erhielt ich Antwort von der Archivarin der Firma, Frau Dr. Alicia Waldstein. Sie konnte mir jedoch nicht helfen. Im Registerband seien zwei Aufträge festgehalten, da aber die Registernummern nicht mehr mit den heutigen übereinstimmten, könne sie mir leider keine weiteren Auskünfte erteilen.

Ich schickte Frau Dr. Waldstein dann neue Bilder von 2017. Da sie sich  genau mit dem Stil der Glasfenster der Firma Geyling befasst hatte, konnte sie mir mitteilen, dass das Floriansfenster und andere auf gar keinen Fall dem Geyling´schen Stil entsprächen und z. T. erst ins beginnende 20.Jahrhundert zu datieren seien. Daraus ergibt sich also eine längere Zeitspanne für die Entstehung der Fenster.

Glasfenster in der Dekanalkirche Brüx/Most
Die zweite namentlich genannte Firma ist die Münchner Hofglasmalerei von Franz Xaver Zettler (1841 – 1916), gegründet 1870. Sie erwarb sich schnell internationales Ansehen und arbeitete genau wie die Firma Geyling in vielen Ländern der Erde, hatte Niederlassungen in England und den USA. Letztere bestand bis in die 30er Jahre des 20 Jhs. Das Fenster mit den Heiligen Franz Xaver, Josef und Johanna stammt aus seiner Werkstatt. Es sind also sehr renommierte Firmen, die für die Brüxer Kirche arbeiteten. Das bedeutet natürlich auch, dass ihre Arbeit einen gewissen Preis hatte, den die Stifter aufbringen mussten. St. Johanna Glasfenster St. Josseph, Glasfenster

Neben Carl Edler von Pohnert werden als Stifter das Ehepaar Krühner und das Ehepaar Griesbach genannt. Von ihnen stammt je ein Marienfenster, auf denen sie auch portraitähnlich dargestellt sind. Eine Familie Schmeer stiftete das Fenster der Hl. Monika, Josef Güntner das des Hl. Franz Xaver. Wer das Fenster der Hl. Cäcilie gestiftet hat, ist auf der dazugehörigen Tafel nicht zu lesen. Und ich habe leider beim Fotografieren nicht darauf geachtet.

Ein weiteres Fenster zeigt das Wappen von Ferdinand Graf Gatterburg und Katharine Gräfin Gatterburg, ihre Namen stehen über und unter dem Wappen. Dazu schlingt sich ein Spruchband Gegrüßet seist du Maria von der linken zur rechten Seitenbahn des Fensters. Datiert ist das Fenster auf 1889. Die Gatterburgs sind ein altes niederösterreichisches Adelsgeschlecht, das im 19. Jh. in den Grafenstand erhoben wurde und in Retz seinen Hauptsitz hatte. Der Name Ferdinand kommt in der Familie häufig vor, da er sich oft von Vater auf Sohn vererbte. Anzunehmen als Stifter des Fensters ist der 1832 geborene Graf Ferdinand. Wie aber ist die Verbindung von Retz nach Brüx zustande gekommen?

St. Monika, Glasfesner, Brüx/Most St. Cäcilia, Glasfenster, Brüx/Most
Die Fenster sind farbenfreudig, vor allem die Geylingschen Fenster bestechen durch ihre Leuchtkraft. Der ganzen Farbigkeit, dem feinen Gesicht und der Ausarbeitung des Gewandes und der Flügel nach ist der Erzengel Michael in einem Fensterzwickel eindeutig dieser qualitätsvollen Werkstatt zuzuschreiben. Im Mittelteil eines dreibahnigen Fensters, das ebenfalls die Firma Geyling gestaltet hat, steht der hl. Franz Xaver. Die Seitenbahnen sind verziert mit Blattwerk und Rosetten, einem spätgotischen Teppichmuster gleich, und vom oberen Drittel schauen Engelsköpfe umrahmt von weißen Flügeln herab. Franz Xaver, der Begründer der Jesuitenmission, zeigt mit ausgestrecktem Arm ein Kreuz, auf seinem Mantel ist eine Pilgermuschel angeheftet. Im Maßwerk über ihm ist noch einmal ein Kreuz zu sehen, das ein Krebs in seinen Scheren trägt. Die Missionsfahrten sind durch blaue Wellen angedeutet. Zwischen den Wellen schimmern rosa Zungen, die auf seine Beredsamkeit hinweisen. St. Michael, Dekanalkirche Brüx/Most St. Franz Xaver, Glasfenster, Dekanalkirche, Brüx/Most
Waage St. Michaels, Glasfenster, Dekanalkirche, Brüx/Most
Das aus der Werkstatt von Zettler stammende Fenster ist ebenfalls dreibahnig: St. Josephus mit Wanderstab und Lilien in der  Mittelbahn wird rechts und links von St. Franziskus im Franzikanerhabit und der Hl. Johanna eingerahmt.Vermutlich handelt es sich bei Johanna um eine der drei Frauen, denen ein Engel am Grabe die Auferstehung Christi verkündet. Im Zwickel ist der Apostel Petrus dargestellt. St. Peter, Glasfenster, Dekanalkirche, Brüx/Most

Die anderen Heiligen, die auf den Fenstern zu sehen sind, möchte ich kurz beschreiben. Zum Weiterlesen bitte klicken ...

 

 



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