Obergeorgenthal

Entstehungsgeschichte
Pest und Wallfahrt
Wirtschaftliche Entwicklung
Schulen
Entwicklung von der Stadterhebung 1914 bis zur Verteibung
Zusätzliche
Bilder
Wappen von Obergeorgenthal
Zur Wappenkunde

Das Städtchen liegt im Mittel 269 m über NN. Bei der Volkszählung von 1931 hatte es 3481 Einwohner (davon 3077 Deutsche, 338 Tschechen, 66 andere Nationalitäten) und 467 Häuser.

Entstehungsgeschichte

Vom Fuße der ansteigenden Lehnen des Erzgebirges erstreckt sich etwa 5 km in südlicher Richtung, bis ins sogenannte Georgenthaler Becken, das Städtchen Obergeorgenthal, dessen Ursprung bereits im 13. Jahrhundert nachweisbar ist, wie die älteste vorhandene Urkunde aus dem Jahr 1263 beweist und was durch die Urkunde Ottokars II., vom 26. März 1273 im Brüxer Stadtbuch, zweifelsfrei bekräftigt wird. In diesem Privilegium wird die Brüxer Bannmeile auf die drei Dörfer Kopitz, "Im See" (= Seestadtl) und Jurnethin ausgedehnt. Dieses Jurnethin ist nichts anderes als unser Georgenthal oder Jorenthal wie es in der damaligen Urkunde heißt, daraus kann auch das heute noch im Volksmund gebräuchliche Jerten (Järten) abgeleitet werden.

Blick auf Obergeorgenthalk und das böhmische Mittelgebierge

Blick auf einen Teil von Obergeorgental und auf das Böhmische Mittelgebirge

Karte des Zentrums von Obergeorgenthal

Die topografische Karte des Zentrums von Obergeorgenthal lässt noch immer seine Anlage als Waldhufendorf erkennen.

Die Urkunde von 1263 besagt, dass der Grundherr des Dorfes in einfacher Weise die Geldzinsungen reguliert, indem er den jährlichen Grundzins je Hube entrichten lässt. Da den nach "deutschen Rechte" lozierten Dörfern allenthalben die Huben- oder Lahneinteilung zu Grunde liegt, dürfen wir das nach Huben abgeteilte Georgenthal als ein nach "deutschem Rechte" gestiftetes, oder mit Berücksichtigung des ursprünglichen slawischen Namens, als ein nach "deutschem Rechte" umgesetztes Dorf ansehen. Weil in gleicher Urkunde eine "obriste Kirche" erwähnt wird, können wir davon ausgehen, dass es schon 1263 eine Pfarrkirche in Georgenthal gegeben hat.

Das Dorf Georgenthal hat im Laufe der Jahrhunderte eine wechselvolle Geschichte durchlebt. Während in der ältesten Urkunde "Protewey" als Grundherr, vermutlich der Besitzer der damaligen Riesenburg bei Ossegg, anzusehen ist, teilten sich das zu beiden Seiten des Ruttenbaches gelegene Gemeinwesen später verschiedene Herren. So gehörte der am rechten Ufer gelegene Teil schon 1410 zur Herrschaft Eisenberg, später Lobkowitze, während der am linken Ufer dem Duxer Grafen von Waldstein-Wartenberg zugehörig war. In die zweite Hälfte des 15. Jahrhunderts fällt schließlich die Trennung der Gemeinde Georgenthal in die eigenständigen Gemeinwesen von Obergeorgenthal, Niedergeorgenthal und Vierzehnhöfen, die fortan auch eine unterschiedliche Entwicklung erfahren.

Schule und Wallfahrtskirche von Obergeorgenthal

Mädchenvolksschule und Wallfahrtskirche

Pest und Wallfahrt

Aus dem durch Jahrhunderte gleichförmigen Lauf des Geschehens ragen zwei Jahreszahlen auffallend heraus: Die Pest im Jahr 1680 und die Weihe der jetzigen Kirche 1700.
Nach den überwundenen Schrecken der Pest wandten sich die Menschen stärker als sonst dem Gebet zu, die Wallfahrten verstärkten sich und so reichte die vorhandene Kirche, die zweite in der Geschichte des Ortes, bald nicht mehr aus. Dies erkennend ordnete der Erzbischof von Prag den Bau eines geräumigeren Gotteshauses an. Nach vier Jahren Bauzeit wurde dieses am Fest Maria Himmelfahrt des Jahres 1700 von ihm selbst feierlich eingeweiht.

In der damaligen Zeit zogen zur Wallfahrtszeit, während der Oktav um Maria Himmelfahrt am 15. August, jährlich zwischen 25 und 35 Prozession durch den Ort und in die Kirche. Die weiteste kam von Maria Kulm aus dem Egerland. Das tat natürlich auch der Entwicklung des Ortes recht gut. Während die Menschen bis dahin vornehmlich von der Landwirtschaft und dem Gemüse- und Obstanbau lebten, entwickelten sich nun zunehmend neue Gewerbe.So siedelte sich schon bald eine Lohgärberei mit Dampfbetrieb an, dazu kamen mehrere Brettsägen, einige Mahlmühlen und drei Ziegeleien wie auch die verschiedensten holzverarbeitenden Gewerbe für Spielwaren, Schatullen, Kistchen usw. Später wurden noch eine Spunddreherei und eine Lederfabrik ansässig. Am Anfang des Marientaler Grundes wurde 1828 schließlich eine Baumwollspinnerei gebaut und im unteren Ortsteil entstand eine mechanische Stickerei.

Wirtschaftliche Entwicklung

Bahnhof von Obergeorgenthal

Der Bahnhof von Obergeorgenthal

Von großer Wichtigkeit für die Verkehrsanbindung des Ortes war die Eröffnung der Fahrpost von Brüx nach Katharinaberg am 15. Februar 1869 und in noch weit stärkerem Maße die Eröffnung der Bahnlinie Komotau-Ossegg-Dux-Bodenbach am 19. Dezember 1872. Im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts setzte eine mächtige Entwicklung durch den Kohlebergbau ein, welcher Obergeorgenthal nach dem 1. Weltkrieg die Tagebau-Neuanlage Quido IV bescherte. Bereits im Jahre 1869 erhielt Obergeorgenthal eine Poststation, 1891 eine eigene Wasserleitung und etwas später wurde dann das städtische Elektrizitätswerk erbaut, welches fortan die Stadt und zwölf weitere Ortschaften mit elektrischen Strom versorgte, was für das aufstrebende industrielle Gewerbe äußerst förderlich war. Anno 1903 baute der Sparkassen- und Vorschußverein ein imposantes Verwaltungsgebäude im Ortskern.

Knaben- Volks- und Bürgerschule

Die Knaben-Volks- und Bürgerschule

Schulen

Schon früh stand das Schulwesen auf hohem Niveau. Nachdem das neben der Pfarrkirche stehende Schulgebäude von 1831 trotz der Erweiterung von 1882 abermals zu eng wurde, entschloss man sich zum Bau eines zweiten Schulgebäudes, welches 1901 als Knabenvolks- und Bürgerschule der Benutzung übergeben wurde. Neben diesen allgemein bildenden Schulen für Mädchen und Knaben gab es noch eine landwirtschaftliche Fortbildungsschule.

Entwicklung von der Stadterhebung bis zur Vertreibung

Am 15. Juli 1914 wird Obergeorgenthal zur Stadt erhoben.

Zu dieser Zeit war das Vereinswesen bereits sehr stark entwickelt. So gab es zwei Gesangvereine, zwei Turnvereine, den Fortbildungsverein, den Kulturverband, den Theaterverein "Fortschritt", den Militärveteranen-Verein, den Bund der Landjugend, um nur einige zu nennen.

Die junge Stadt besaß auch schon ein Armenheim, das der Pflege der Alten und der Unterstützung der Armen diente. Zum Schutz des Lebens und des Eigentums der Menschen gab es die vorbildlich ausgerüstete freiwillige Feuerwehr und das freiwillige Rettungskorps.

Hotel Zentral

Das Hotel Central

Seinen Ruf als Ausgangspunkt für Wanderungen ins nahe Erzgebirge wurde das Städtchen ebenso gerecht. So gab es neben einem Hotel noch 12 Gastwirtschaften, in welchem Wanderer und Urlauber gutbürgerliche Verpflegung und saubere Fremdenzimmer vorfanden. Im Jahr 1931 wurde das schön angelegte städtische Natur-Freibad eröffnet. Ein Distriktarzt und ein Zahntechniker standen für die gesundheitliche Betreuung zur Verfügung. Außerdem hatte der Ort zwei Drogerien und zur Unterhaltung ein Tonfilmkino, eine Tanzdiele und ein Panorama.

Obergeorgenthal war ohne Zweifel bis zum Ende des 2. Weltkrieges und der anschließenden Vertreibung seiner Bewohner durch die Tschechen ein durchaus liebens- und lobenswertes Städtchen, für seine Bewohner wie auch für seine Gäste und Urlauber.
Dies ist eine kurze geschichtliche Erinnerung an ein durch die Jahrhunderte von deutschen Bewohnern geprägtes Kleinod am Fuße des böhmischen Erzgebirges.

Stand: August 2006 - Fritz Sauerstein



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